Konzept + Regie: Zeha Schröder - Musik: Olga Neuwirth - Videos: Projektraum Berlin Ton: LauterStudio - Mit: Frank Dukowski, Pitt Hartmann, Marcell Kaiser, Tine Urspruch Ort: Büscherwerke, Am Hawerkamp, Münster - Dauer: ca. 75 Min. - Uraufführung: 10.04.2000
Virus aus dem Jahr 2000 - der erste Teil von Zeha Schröders Trilog M - hatte es in sich: Die radikale Wortattacke des in den 90ern meistgesuchten Terroristen der USA als Multi-Media-Spektakel, mit einem Soundtrack der renommierten Komponistin Olga Neuwirth.
Das Stück über den als Unabomber weltbekannt gewordenen Ted Kaczynski, der vom Mathe-Genie zum Eremiten und Terroristen wurde, basierte auf dessen Manifest und setzte sich mit seiner Radikalkritik der westlichen Zivilisation am Ende des Industriezeitalters auseinander. Trotzdem: kein trockenes Polittheater, sondern ein temporeiches, oft witziges Stück, bei dem die Aktionen der Darsteller durch Videos und elektronische Musik kontrastiert wurden.
Der Aufführungsort war, wie stets bei F+G, passend zum Stück gewählt: ein ehemaliger Belegschaftsraum inmitten einer maroden Industriebrache auf dem verfallenden Gelände der Büscherwerke. Die Inszenierung erntete begeisterte Rezensionen, was uns bei unserer allerersten großen Produktion natürlich einigermaßen stolz machte. Der Erfolg bei Zuschauern und Kritikern war zudem die erste wichtige "Initialzündung" für den Weg, den das Ensemble anschließend gegangen ist. Daher sollen im Folgenden andere berichten, was damals zu sehen war:
"Wasserhähne laufen, auf einer Leinwand flimmern die Teletubbies, und vier uniformistisch gekleidete Gestalten rattern Wortsalven durch den staubigen Raum - selten melodiös, oft explosiv, aber immer mitreißend vorgetragen. Sie erzählen vom amerikanischen Mathe-Professor Kaczynski, der seit 1978 die USA mit Bombenattentaten schockte. Zündende Ideen dominieren auch das Stück, die Dramaturgie ist stimmig, das Publikum schätzt vor allem das intensive Spiel der Schauspieler und die großangelegte Zivilisationskritik." (WDR)
"Die gewagte, präzis durchdachte Collage aus Theater, Videoinstallation und Soundtracks lässt uns nicht los. Beinahe nichts ist an diesem packenden Abend zu erleben, das bloß unterhalten könnte, alles ist Chaos und Lachen, das im Halse steckenbleibt. Regisseur Schröder geht es anscheinend um nichts Geringeres als ums Ganze: um den (beklagenswerten) Zustand und die (womöglich düstere) Zukunft der Menschheit." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
"Es herrscht Krieg auf dieser Bühne, wenn die brillant agierenden Schauspieler Kaczynskis Manifest ins Gehirn der Zuschauer jagen, wenn der ungemein austarierte Rhythmus des Stückes aus Stille und lärmendem Chaos packender wird, bis das Inferno förmlich im Raum steht... Zurück bleiben ein verstörendes Theatererlebnis und hochverdienter Applaus." (WN)