Viel war geredet worden nach dem 11.9.01: über einen neuen Kampf der Kulturen, über eine völlig veränderte Weltlage. Dass die Konflikte wie die dazugehörige Rhetorik (leider) alles andere als nie dagewesen sind, zeigt ein bald 200 Jahre alter und zu Unrecht fast vergessener Text: Hyperion, der einzige Roman Friedrich Hölderlins, angesiedelt zur Zeit der griechisch-türkischen Befreiungskriege. Die zeitlosen Parallelen waren Anlass für F+G-Regisseur Zeha Schröder, Auszüge aus diesem Briefroman zur Grundlage einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit den New Yorker Ereignissen zu machen.
In harten Schnitten und assoziativen Verknüpfungen verbindet er die Bekenntnisse des fiktiven Freiheitskämpfers Hyperion mit authentischen Bildern und Statements vom 11.9. und versucht auf diese Weise, sich dem „blinden Fleck" der politischen Betrachtung (und Betrachter) zu nähern: der immergleichen, archaischen Erfahrung menschlichen Leids -
Die Inszenierung wurde zum Jahrestag 2002 an nur fünf Abenden hoch über den Dächern von Münster gezeigt: im obersten Stockwerk des IDUNA-Hochhauses - als bescheidene Reminiszenz an die zerstörten TwinTowers. Die Gratwanderung zwischen den Gattungen Theater, Lesung und Performance wurde nach der Premiere (am Jahrestag der Anschläge) für ihre Geradlinigkeit und Eindringlichkeit von Publikum und Presse gleichermaßen gewürdigt. Im Sommer 2003 haben wir, aus Anlass des Irakkrieges, eine überarbeitete Fassung präsentiert. Danach war das (sehr zeitbezogene) Stück "abgespielt".