R.U.R.

Text: Karel Čapek (1920) - Dt. Fassung/Regie: Zeha Schröder, Frank Dukowski - Film/Virtuelle Settings: Jan-Christoph Tonigs - Ausstattung: Stella Bittmann - Mit: Martin Achterkamp, Marcell Kaiser, Dirk Rademacher, Ursula Renneke, Benedikt Vermeer und Irmhild Willenbrink Ort: Technologiehof Münster, Mendelstraße 11, Münster - Dauer: ca. 150 Min. - Premiere: 09.06.2004
"R.U.R." ist ein früher Meilenstein der ScienceFiction. In Čapeks Vision von 1920 werden Androiden von der Firma Rossum in Serie fabriziert - als Arbeiter, Soldaten, Techniker usw. Das Patent verschafft den Firmenbossen ein lukratives Monopol, und das Werksgelände, aus Geheimhaltungsgründen auf einer abgelegenen Insel errichtet, erscheint als Mischung aus HighTech-Park und Ferienparadies. Doch ein globaler Aufstand der Roboter zerstört die Idylle: Die Cyborgs, denen längst alle Schaltzentren in Kraftwerken, Flughäfen und Militärbasen überlassen wurden, unterjochen in einem Handstreich die Menschheit und belagern schließlich auch die Firmenzentrale ihrer „Schöpfer", die sich in einem hoffnungslosen Gefecht ihren Kreaturen entgegenstellen...

Das Stück wirft bereits zu Beginn des technologischen Zeitalters Fragen auf, die eigentlich erst knapp hundert Jahre später, im Zuge der Möglichkeiten von K.I. (Künstlicher Intelligenz) und Nanotechnologie, brisant wurden: Welchen ethisch-rechtlichen Status will man Kunstmenschen zubilligen? Welche Gefahren gehen von einer selbstdenkenden Maschine aus? Ist es bereits verwerflich, derartige Geschöpfe zu erschaffen? - In den Dialogen, die um diese Fragen kreisen, wirkt „R.U.R." erstaunlich (und erschreckend) modern.

Zeha Schröders Inszenierung von 2004 schuf eine Art ästhetischer Konkurrenzsituation: Das Stück lief simultan in zwei benachbarten Räumen - einmal als "echtes" Liveschauspiel in einem BlueBox-Bühnenbild, einmal als Videoprojektion der selben Handlung, wobei aber die Akteure mithilfe moderner Videotechnik in futuristische Settings "eingescannt" wurden. Die Zuschauer konnten sich zwischen beiden Räumen frei bewegen und hatten so die Wahl zwischen strengem, monochrom-kargem Theaterstück und surrealem Film. Die zentrale Problemstellung des Stückes - "Genügt mir der Mensch mit seinen beschränkten Möglichkeiten oder bevorzuge ich die technisch verbesserte Simulation?" - wurde auf einer ästhetischen, spielerischen Ebene an das Publikum "weitergegeben".

Schauplatz für die bis dahin aufwändigste Produktion der F+G war der Technologiehof Münster, eine Innovationsschmiede in den Bereichen IT, BioScience und Nanotechnologie. Die Wahl dieses Spielortes bedurfte keiner weiteren Erklärung: wo sonst hätte die Aktualität dieser vermeintlich verstaubten Tragikomödie augenfälliger werden können?