Text: Zeha Schröder (nach H.G. Wells) - Regie: Frank Dukowski - Mit: Marcell Kaiser und Jan-Christoph Tonigs - Ort: Allwetterzoo - Dauer: 85 Minuten - Uraufführung: 02.12.2009
"Ich habe meinen Fall einem sehr fähigen Mann anvertraut, einem Spezialisten für Geisteskrankheiten - und er hat mir sehr geholfen..."
Aus diesem beiläufigen Satz am Ende der berühmten Novelle "Die Insel des Dr. Moreau" von H.G. Wells entwickelt sich in der Bearbeitung von F+G eine etwas andere Geschichte. Es ist die Geschichte eines Mannes am Rande des Wahnsinns, aber doch mit hellwachem Blick auf sich und die Welt. Erstaunliches hat er zu berichten, nachdem er eine Zeit lang als verschollen galt und schließlich, bewusstlos auf dem Deck seiner Segelyacht liegend, aus dem Ozean gefischt wurde. Insbesondere die Geschehnisse, die er auf der nirgends verzeichneten "Insel des Dr. Moreau" erlebt haben will, klingen fantastisch: Mischwesen zwischen Mensch und Tier bevölkern nach seinen Worten das Eiland, geschaffen und erzogen von einem größenwahnsinnigen Forscher, der von seinen Kreaturen als Schöpfergott verehrt wird, bis sie bemerken, dass auch er nur ein Wesen aus Fleisch und Blut ist - fehlbar, verletzlich, sterblich...
Was bei Wells ein stringenter, glaubhafter Bericht in Form eines Tagebuchs ist, bekommt in der Version von F+G Risse und Widersprüche. Wir erleben den Schiffbrüchigen kurz nach seiner Heimkehr, traumatisiert und misstrauisch. Er kann seinen Wahrnehmungen kaum trauen, und selbst der befreundete Arzt, der sich um ihn kümmert, - ebenjener "Spezialist für Geisteskrankheiten" - wird in Momenten der Panik und Verzweiflung zu genau dem skrupellosen Wissenschaftler, dessen Reich der Patient mit Mühe entronnen ist. Die Realitätsebenen beginnen zu verschwimmen; in Flashbacks und Wahnbildern entwickelt sich die Geschichte eines grausam mißglückten Experiments. Aber gab es wirklich diese Insel voller "Chimären" - Geschöpfen zwischen Mensch und Tier? Oder sind die Erzählungen des Patienten doch nur "Chimären" - Hirngespinste eines verwirrten Geistes?
"Die Insel des Dr. Moreau" steht seit einer halben Ewigkeit auf dem Wunschzettel unseres Ensembles: schon 1999(!) haben wir über dem Thema gebrütet. Nach einem Jahrzehnt gelangt der Stoff nun endlich auf unseren Spielplan. Und er vereint ein bewährtes F+G-"Dreamteam", das gemeinsam bereits Erfolgsstücke wie "Mocha Dick", "Die Räuber" und "Dracula" realisiert hat: Zeha Schröder zeichnet für den Text verantwortlich, Regie führt (endlich wieder einmal!) Frank Dukowski, und ihm zur Seite stehen als Darsteller Marcell Kaiser und... Jan-Christoph Tonigs, den wir nach seinem Ausflug in die Kulturpolitik mit großem Hipphipp und Hurra zurück im Ensemble begrüßen!