Lenz

Text: Georg Büchner - Konzept + Darstellung: Zeha Schröder - Endcoaching: Anke Winterhoff - Ort/Weg: Prozessionsweg, Münster - Dauer: 80 Minuten - Premiere: 20.01.2000
"Den 20. ging Lenz durchs Gebirg."

Gleich mit dem ersten Satz seiner Novelle gibt Georg Büchner den Rhythmus der Geschichte über den Sturm-und-Drang-Poeten vor - einen schnellen, vorwärtsdrängenden, raumgreifenden Rhythmus. Den psychischen Verfall des 27-jährigen Dichters, die Selbstmordversuche, die Verzweiflung aus Liebe in der Begrenztheit eines Bühnenraumes nachzuzeichnen, scheint daher nicht nur schwierig, sondern auch wenig sinnvoll. Denn dieser Text verlangt, er schreit geradezu nach Bewegung und Flucht und nach einem Außen: nach Natur, eisiger Luft, dem Bad im kalten Brunnen vor dem Schulhaus.

Die F+G-Inszenierung von 2000 beschritt deshalb, auch im Wortsinne, einen anderen Weg: Ein einzelner Schauspieler bzw. Erzähler schildert im Gehen den Fall Lenz, er läuft, hält inne, rennt weiter - sein Publikum führend, lockend, meidend, bisweilen fliehend. Mal scheint er ganz in der Figur des schwermütigen Dichters aufzugehen, dann wieder schildert er den Fall Lenz mit klinisch-nüchternerer Distanz. Sehnsucht nach Nähe und Angst vor ihr, Flucht in die Einsamkeit der Natur und Verlust der Orientierung bleiben hier nicht nur theatrale Themen, sondern werden zum Gestaltungssmittel. Der Leidensweg eines psychisch Kranken, dargestellt auf dem Leidens-Weg der Osterprozessionen. Das Publikum folgt dem Protagonisten, verfolgt ihn.

"Lenz. Ein Theatergang" war die dritte Inszenierung der Freuynde + Gaesdte, über 30 Aufführungen erlebte das Stück in den folgenden vier Jahren. Nach neunjähriger Pause kehrt das Solo von Theatergründer Zeha Schröder auf den Spielplan zurück, aus Anlass des 200. Geburtstag von Büchner. Schröder spielt Lenz - ein Wiedersehen unter Freunden...