Text: Friedrich Schilller - Bearbeitung: Zeha Schröder - Regie: Ensemble - Mit: Frank Dukowski, Jan-Christoph Tonigs, Marcell Kaiser und Zeha Schröder - Ort: "Blaues Haus", Kreuzstr. 16/17, Münster - Dauer: ca. 2 Stunden - Premiere: 02.03.2005
Sie gehören zu unseren größten Publikumserfolgen - die Klassikerparodien in der legendären Studentenpinte „Blaues Haus“. Nachdem die „
Musketiere“ schon für volle Reihen auf den Rängen und Galerien dieser urigen Kneipe gesorgt hatten, verwandelte Shakespeares Liebesschmonzette „
Romeo und Julia“ das Szenelokal für rund zwei Jahre in einen wahren Hexenkessel. Ab März 2005 knöpften sich Freuynde + Gaesdte dann die Theaterikone Friedrich Schiller vor: Anlässlich seines 200. Todestages zeigten (wie üblich) vier verschworene Männer seinen Bühnenerstling „Die Räuber“ - bzw. das, was sie davon übrig ließen.
In rund zwei Stunden galoppierten Frank Dukowski (als Zwillingspaar Moor) und seine Kumpane Jan-Christoph Tonigs (Amalia / Schweizer), Marcell Kaiser (Der Alte / Roller) und Zeha Schröder (Hermann / Spiegelberg) durch das 4-Stunden-Epos über ein ungleiches Brüderpaar, von denen der eine (Karl) zwar ein Räuberhauptmann, aber edel und gut ist, während der andere ("Franz heißt die Kanaille!") seine hochwohlgeborene Noblesse nur durch Intrige, Verleumdung , Erpressung - kurzum: dank einer ausgeprägten Neigung zum Charakterschwein - erobern und verteidigen kann. Das Männerquartett sprang in fliegenden Wechseln von der Räuberbande zum Burgpersonal und retour, nahm außer den Hauptfiguren noch ein paar Handvoll Nebenrollen mit und prügelte, feixte, sang sich durch das Stück, bis das Etikett „Sturm und Drang“ wieder Sinn machte...
Alle diejenigen, die auf der Suche nach einer weihevollen Gedenkveranstaltung zum Schillerjahr waren, haben wahrscheinlich anderthalb Jahre (und 70 Aufführungen) lang einen großen Bogen um Münsters Kreuzstraße gemacht. Wem aber der Sinn nach einem gepflegten Bier, einer einzigartigen Kneipenatmosphäre und rund zwei Stunden liebevoll-ironischer Klassikerhommage stand, dem konnten wir mit dem wohl berühmtesten Schlusssatz der Theaterliteratur versichern: "Dem Manne kann geholfen werden!!!" (Nebenbei: der Dame auch...)