Text: Ida Pfeiffer - Regie: Zeha Schröder - Dramaturgie und Produktionsleitung: Anke Winterhoff - Kostüm: Johan Schüling - Darstellung: Gabriele Brüning - Ort: Aaseefähre Solaaris (ab Fähranleger Goldene Brücke) - Dauer: ca. 80 Minuten - - Uraufführung: 04.07.2018
Ida Pfeiffer (1797-1858) ist eine Ausnahmeerscheinung des 19. Jahrhunderts: Nachdem sie zwei Söhne großgezogen hatte, wurde sie mit immerhin 45 Jahren vom Reisefieber gepackt. Völlig auf sich allein gestellt, erkundete sie 1842 das von Pest und Bürgerkrieg heimgesuchte Palästina. Ihre zunächst rein privaten Reisetagebücher wurden auf Drängen von Freunden und Bekannten publiziert – und waren in ihrer schnörkellosen Sprache ein literarischer Überraschungserfolg.
Vom Erlös des Buches finanzierte sie ihre nächste Reise, vom anschließenden Reisebericht die folgende undsoweiter. Das Reisen ermöglichte das Schreiben und umgekehrt. Zweimal umrundete sie als allein reisende Frau (und mit über fünfzig Jahren) den Globus, überstand Tropenkrankheiten und Begegnungen mit Kannibalen – und blickte am Ende ihres Lebens auf rund 300.000 Reisekilometer zurück. Jahrzehnte vor der Existenz zusammenhängender Bahnnetze, von Auto oder Flugzeug ganz zu schweigen.
Für „Frau Ida verreist“ sind wir im Mai 2018 auf Pfeiffers Spuren per Schiff nach Island gereist, haben die Route ihrer Nordlandfahrt von 1845 erkundet und dabei faszinierendes Filmmaterial aus einer atemberaubenden Landschaft mitgebracht. Die Filmsequenzen sind Teil der Inszenierung, die Frau Ida wie in einer modernen Autorenlesung ihrem Publikum näherbringt. Die verschmitzte Abenteurerin liest vor, schweift ab, plaudert aus dem Nähkästchen - und nimmt nur ungern ein Blatt vor den Mund...
Damit das Publikum umso mehr das Gefühl hat, selbst mit der freundlichen Dame auf die Reise zu gehen, bitten wir die Zuschauer an Bord der lautlosen Aaseefähre "Solaaris" und schippern mit ihnen - nein, nicht bis nach Island, leider, aber raus auf den Aasee. In knapp anderthalb Stunden entsteht dort das Psychogramm einer außergewöhnlichen Frau – dargestellt von einer außergewöhnlichen Schauspielerin, die ihr Faible für vielschichtige Frauenporträts von Fräulein Else bis zu Unica Zürn schon oft unter Beweis gestellt hat: Wir freuen uns riesig auf das erste F+G-Solo unseres langjährigen Ensemblemitglieds Gabriele Brüning!