Text: G.E. Lessing - Mit: Marcell Kaiser, Helge Salnikau, Zeha Schröder und Irmhild Willenbrink - Ort: Blaues Haus (Kreuzstraße 16) - Dauer: ca. 100 min. - Premiere: 04.11.2008
Das blau-güldene Schild an der Fassade von Kreuzstrasse Nummer 16 war immer schon ein Markenzeichen studentischer Kneipenkultur. Seit 2000 ist es zudem zum Gütesiegel für rasante Klassikerparodien geworden: Dumas, Shakespeare, Schiller wurden im Blauen Haus durch den Kakao gezogen. Und das mit gewaltigem Zuspruch. Denn trotz der Beschränkung auf etwa 50 Plätze in der verwinkelten Kneipe pendeln sich die Besucherzahlen mittlerweile bei rund 4000 Zuschauern pro Stück ein, darunter übrigens so manche Schulklasse und der ein oder andere Literaturkurs. Und es könnten noch viel mehr „Gaesdte“ sein – wenn wir nicht nach jeweils rund 70 Vorstellungen sagen würden: Schluss, und Zeit für was Neues!
So ist es im Sommer 2008 auch dem „Dracula“ ergangen, dem (bis dato) erfolgreichsten F+G-Stück: eine wilde Mischung aus Gruseltrash, waghalsiger Kletterei und anspruchsvollen a-capella-Songs, dauerausverkauft bis zum Schluss. Ein großer Erfolg – auf dem wir uns nicht ausruhen wollen. Also, auf zu neuen Ufern, neuen Ideen. Und als nächstes musste der arme Lessing dran glauben. Seit Generationen wird sein “Nathan” als edles Erbauungsstück zelebriert. Geschrieben wurde es aber (auch) als bissig-satirische Komödie. Die haben wir - zwischen Bierkrügen und Nudelaufläufen - reanimiert...
Ein Sakrileg? Kann sein. Aber wenn wir schon dabei sind, begehen wir noch andere, reihenweise. So verändern wir, wieder einmal, die Rezeptur unseres süffigen Blauhaus-Cocktails. Keine Sorge, gesungen und gefeixt wird nach wie vor. Aber nachdem unsere Kneipenklassiker in den vergangenen Jahren immer länger und, nun ja, barocker wurden, setzen wir diesmal auf eine rasante, geradezu schwindelerregende Achterbahnfahrt, die uns und das Publikum in schlanken 100 Minuten (ohne Pause) durch das gesamte 5-Stunden-Opus jagt.
Doch damit nicht genug, festhalten bitte und Luft anhalten: die weihevolle, so berühmte wie verstaubte Ringparabel... findet nicht statt. An ihrer Stelle wird stattdessen –- ach was, wir werden doch nicht!
Gucken Sie doch selbst!!