Regie: Zeha Schröder - Objekte: Anke Blöbaum, Zeha Schröder - Ton: LauterStudio.de Mit: Frank Dukowski, Pitt Hartmann, Marcell Kaiser, Petra Lindner, Vera Molitor u.v.a. Ort: ehem. Landois-Hotel, Hüfferstraße, Münster - Dauer: ca. 100 Min. - Uraufführung: 30.06.2001
Dass die Spielorte in den Stücken eine Hauptrolle spielen, gehört zum Konzept von F+G. In "Das Leben. Ein Haus." wurde dieser Ansatz allerdings auf die Spitze getrieben, denn das Projekt aus dem Jahr 2001 war eigentlich eher ein Solo für ein Gebäude: Der Besucher erkundet auf sich allein gestellt die fünf Ebenen des leerstehenden Landoishotels an der Hüfferstrasse - und findet darin teils rätselhafte, teils alltägliche Objekte vor, deren Bedeutung es zu ergründen gilt.
Ausgangspunkt des Projekts war Georges Perecs Roman "Das Leben. Gebrauchsanweisung": in Frankreich ein moderner Klassiker, hierzulande aber weitgehend unbekannt. Perec erzählt in seinem Epos die Geschichte(n) eines Pariser Mietshauses und seiner Bewohner. In zahllosen Episoden, die sich überschneiden und ergänzen, spannt sich der Erzählbogen über Jahrzehnte und Kontinente. Die Grundidee ist dabei, dass hinter Anekdoten und Schicksalen erahnbar wird, wie der Lauf der Welt „funktioniert", so dass es in „La vie" nicht um Pariser Lokalhistorie, sondern um ein letztlich kosmisches Projekt geht.
Der Kernpunkt des Romans ist also nicht an seine Verortung innerhalb Frankreichs gebunden. Zudem stellte die Verknüpfung von (pseudo-)biografischem Material einerseits mit geografischer (bzw. architektonischer) Realität andererseits einen direkten Bezug zu unserer eigenen Arbeit her; daher die Wahl des Stoffes.
Der Ablauf: Ausgewählte Romanepisoden werden in Form einer Text-und-Objekt-Installation präsentiert. Wie bei einer Ausstellung können die „Zuschauer", die hier eher Besucher sind, das Hotel erkunden. In den menschenleeren Räumen finden sie Stillleben vor (ein unfertiges Puzzle; zwei Pfannengerichte auf dem Herd; usw.), die wirken, als seien die mutmaßlichen Bewohner nur kurz aus dem Raum gegangen. Indes sind die Objekte ausgezeichnet wie Exponate, mit Messingschildchen und Objektnummer. Diese Nummern korrespondieren mit Tracks auf einer CD, die als medialer "guide" fungiert und so zu handhaben ist wie die Info-Kopfhörer in manchen Museen - nur dass hier statt der kundigen Erläuterung des Werkes Passagen aus dem Roman zu Gehör kommen.
So wurde der Gang durchs Gebäude zur Erkundung des Textes, der pur, ohne darstellende Aktion, daherkam - was für F+G auch den Versuch bedeutete, das Konzept einer Kombination von Text und realem Ambiente radikal weiterzuentwickeln, da auf Darsteller als "Vermittler" zwischen den Polen verzichtet wurde...