Text: Zeha Schröder - Mit: Marcell Kaiser, Komi Togbonou - Regie: Doro Aumayr - Ort: Stadtbibliothek Münster - Dauer: ca. 70 Minuten - Uraufführung: 05.05.2009
Ein kleiner Bibliotheksbursche - halbwüchsiger Diener eines deutschen Herzogs um 1700 - beeindruckt seinen Fürsten so sehr, dass dieser ihm eine Ausbildung ermöglicht. Der Junge studiert, erlangt die Doktorwürde und wird schließlich Philosophiedozent an mehreren angesehenen Universitäten...
Diese wahre Geschichte wäre an sich schon erzählenswert genug. Ganz und gar erstaunlich wird sie durch den Umstand, dass der Lakai ein schwarzer Sklave war, der - als Kind von der Goldküste nach Amsterdam verschifft - schließlich 1734 zum ersten farbigen Universitätslehrer Europas berufen wurde.
Trotzdem ist die Biografie von Anton Wilhelm Amo weitgehend unbekannt. Aus Anlass des 100. Geburtstags der Stadtbibliothek Münster entwickelt F+G ein Stück über den "schwarzen Philosophen", der vom Sklaven zum Bibliothekar zum Dozenten wurde, bevor er Deutschland um 1747 enttäuscht verließ und nach Afrika zurückkehrte. Dort begegnete ihm einige Jahre später der Schweizer Schiffsarzt David Henri Gallandat. Dieses Zusammentreffen - das letzte belegte Lebenszeichen Amos - bildet den Rahmen für den "Spinnenmann".
Gallandat hat viele Fragen, Amo wenig Antworten. Er hüllt sich in Schweigen: über die Umstände seines Fortgangs, über seine jetzige Lebenssituation. Erst nach und nach gelingt es Gallandat, das Vertrauen des verschlossenen Mannes zu gewinnen, und in dem alten Ghanaischen Volksmärchen vom Spinnenmann Kwaku Ananse, der in die Welt hinauszieht, um die Weisheit der Menschen zusammenzutragen, erzählt Amo auch seine eigene Geschichte...
Ein theatraler "Pas de deux" für zwei imposante Darsteller, F+G-Stammspieler Marcell Kaiser und unseren alten Freund Komi Togbonou, den viele noch als sympathischen Nordpoleroberer Matthew Henson in "Farbe des Pols" in Erinnerung haben. Die Regie wurde Doro Aumayr anvertraut, in ihrer letzten Arbeit für F+G; der Text stammt einmal mehr aus der bewährten Feder von Zeha Schröder.