Der Graf von Montecristo

Text: Zeha Schröder (frei nach A. Dumas) - Regie und Darstellung: Konrad Haller, Zeha Schröder, Johan Schüling und Anke Winterhoff - Ort: Blaues Haus (Kreuzstr. 16, Münster) - Dauer: ca. 130 Minuten - Uraufführung: 10.03.2015
Erinnert sich noch jemand an die "Musketiere im Blauen Haus"? Mit dieser liebevollen Parodie auf Alexandre Dumas' süffige Mantel-und-Degen-Schmonzette ging im Jahr 2000 die lange Erfolgsreihe der Kneipenklassiker im Blauen Haus an den Start. Mehr als vierhundert F+G-Auftritte mit rund 21.000 Zuschauern musste die vielleicht urigste Studipinte Münsters seither über sich ergehen lassen. Sie hat es gut verkraftet...

15 Jahre später betritt der zehnte Kneipenklassiker die Bretter, die das Bier bedeuten. Respektive das Nudelgericht. Respektive den Spaß, die stuntreife Prügelakrobatik und den vielstimmigen A-capella-Gesang...

Und was läge da näher, als zum Urvater und Paten unserer Kneipenklassiker zurückzukehren: zu Alexandre Dumas père! Dem Verfasser nicht nur der "Musketiere", sondern eines weiteren Romans, der noch mehr Dynamik, überraschende Wendungen und knisternde Spannung bietet als das zugegeben formidablen Fecht-Epos. Wir sprechen vom "Grafen von Monte Cristo".

Der arme Matrosen Edmond Dantès fällt unschuldig einer Intrige zum Opfer und schmachtet vierzehn Jahre lang in den finsteren Kerkern der berüchtigten Gefängnisinsel Chateau d'If. Mit Hilfe des weisen Abbé Faria flieht er und findet einen verschollenen Schatz, kehrt als steinreicher, mysteriöser Graf nach Frankreich zurück und lässt allen, die ihm seinerzeit Gutes und Böses zugefügt haben, ihren gerechten "Lohn" zukommen.

Dumas' Roman wimmelt von raffinierten Handlungssträngen, spannenden Haupt- und Nebenfiguren, sich überschlagenden Ereignissen. Was für ein Abenteuerspielplatz, um sich darauf nach Herzenslust auszutoben! Mit allem, was die Kneipenklassiker ausmacht: liebevollen Parodien, halsbrecherischen Kletterpartien über Tisch und Bänke, aberwitzigem Humor und peppig-poppigen Songs.

Das Darstellerquartett aus Anke Winterhoff, Zeha Schröder, Johan Schüling und - erstmals im Blauen Haus - Konrad Haller verkörpert in fliegenden Wechseln rund dreißig verschiedene Charaktere. Korrupte Staatsanwälte, kaltschnäuzige Hochstapler, tollpatschige Einbrecher und schmachtende Liebespaare bevölkern die Szenerie. Sie alle werden von dem geheimnisvollen Grafen nach Herzenslust dirigiert und manipuliert wie Puppen an unsichtbaren Fäden. Nach gut zwei Stunden unterhaltsamen Katz-und-Maus-Spiels gibt es viele Verlierer, ein paar Gewinner und einen lachenden Dritten: das Publikum.